Selbstporträt
Die massenhafte Verbreitung von Kameras hat unser Verhältnis zum Selbstporträt trivialisiert, aber nicht grundlegend geändert. Was früher nur Künstlern vorbehalten war, kann heute jeder mit einem Fingerclick. Selbst fotografisch schwachbrüstige Menschen können unablässig ihr Selbst-Bild korrigieren. Schnappschüsse verraten nicht nur die Schnappatmung ihrer Bilderjäger. Selbstporträts schaffen einen nahezu lückenlosen Bildbeweis unserer Existenz im Zeitraffertempo. Unsere Fotoalben bilden mit Tausenden von Augenblicken ein faszinierendes Spiegelkabinett unseres Selbst – ein Film bestehend aus lauter Augenblicken. Der festgehaltene Moment wird – massenhaft geteilt – zu unserer virtuellen Existenzsicherung. Jedes Selfie ist ein neuer Sekunden-Beweis, dass es uns gibt – ein Ausweis unseres Selbst.
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