Selbstzweck
Darstellung ist kein Selbst-Zweck. Sie ist ein Gestaltungsmittel unseres Selbst. Auch wenn unser Wesen einmalig ist, seine Darstellung ist es nicht. So findet sie durchaus auch mit Nachahmungen statt und – Wiederholungen. Gefühle werden nicht nur auf der Bühne Abend für Abend reproduziert. Auch im Alltag gehören Repetitionen zu den grossen Mysterien im Spiel der Emotionen unseres Lebens. Wiederholungen prägen unseren Alltag. In der Theaterarbeit bauen die Probemethoden auf genau jenen Wiederholungen von Einmaligkeit. In der Reproduzierbarkeit von Experimenten ist das Theater der Wissenschaft verwandt: Auch Wissenschaftlerinnen sind bei ihren Versuchsanordnungen auf Wiederholbarkeit angeweisen. Ein wissenschaftliches Experiment, das nicht wiederholt werden kann, gilt als nicht beweiskräftig. Für Schauspieler ist zwar Einmaligkeit das Ziel, aber der Weg heisst Wiederholung – ein Paradox, das sowohl bei der Erarbeitung einer Theateraufführung spielt, wie auch beim Drehen eines Films. Wie oft wir uns auch wiederholen: Unser Selbst findet immer wieder neu live statt.
Sie finden den ausführlichen Artikel, Literatur und Bildbeispiele in unserem demnächst erscheinenden Handbuch.